Für unsere Haustiere ist ein Tierarztbesuch leider oft Stress pur: in der Praxis riecht es fremd, die Böden sind rutschig, das Licht ist grell und fremde Leute fassen sie an. Dabei können wir Tierhalter unsere Hunde und Katzen sehr gut auf den Tierarztbesuch vorbereiten!
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Berührungen am ganzen Körper |
Wird dem Hund beigebracht, was ihn erwartet, nimmt ihm dies die Angst. Denn wird er von mehreren Personen festgehalten, gibt ihm das das Gefühl, dass er nicht aus der Situation entfliehen kann, was wiederum zu Panik führt. Hat der Hund nun aber über eine positive Trainingsmethode gelernt, was ihn erwartet, gibt ihm das das Gefühl, die Situation durch sein Verhalten beeinflussen zu können.
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in Seitenlage festgehalten werden |
Ein weiterer positiver Aspekt ist es, dass der Tierhalter durch das zusätzliche Training Veränderungen schneller bemerkt, so dass tendenziell früher eine Therapie eingeleitet werden kann.
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Berührungen an den Beinen und Pfoten
Beugen und Strecken der Gelenke |
Beim Medical Training macht man sich zu Nutze, dass Tiere - gerade in für sie beängstigenden Situationen - für Informationen arbeiten. Wird dem Hund also gesagt, was ihn jetzt gleich erwartet ("Berührung!" / "Thermometer!" / "Spritze!"...), wirken diese Informationen gleich schon als Belohnung, vorausgesetzt, der Hund kennt diese Wörter! Leckerchen folgen natürlich trotzdem!
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Umfassen der Schnauze als Vorübung zum Maulöffnen |
Meiner Meinung nach, ist das allerwichtigste beim Medical Training, dass ausschliesslich mit positiver Verstärkung gearbeitet, denn Gefühle werden mitgelernt! Fühlt sich der Hund beim Training durchgehend wohl, wird dieses positive Gefühl mit dem gelernten Verhalten verknüpft. Als Tipp: wird das ganze vom Menschen als lustiges Tricktraining angesehen, wird oft sehr spielerischer trainiert.
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in die Ohren schauen |
Noch wichtiger als sonst, ist es, in aller kleinsten Mini-Schritten vorzugehen. Der Hund sollte sich die ganze Zeit über so wohl fühlen, dass er gar nicht erst auf Idee kommt, Berührungen abzuwehren. So wird zum Beispiel mit einer kurzen und sanften Berührung im Brustbereich begonnen, bevor dann nach vielen, vielen Trainingseinheiten in eine Hautfalte gekniffen werden kann, um eine Impfung zu simulieren.
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Kneifen in Hautfalten |
Bei den Übungen ist der Fantasie keine Grenzen gesetzt. So gibt es einerseits "aktive" Verhalten des Hundes, wie:
- auf der Seite liegen,
- den Bauch zeigen,
- in der Bewegung einfrieren,
- Kinntarget,
- die Pfoten geben, um sich die Krallen kürzen zu lassen oder für die Blutentnahme,
- das Maul öffnen oder
- Medikamente einnehmen
als auch Wörter, die den Hund über das Prozedere informieren, wie z.B.:
- hochgehoben / getragen werden,
- Berührungen am ganzen Körper (inklusive der Ballen!),
- Zähne anschauen / Zähne putzen,
- Maulöffnen,
- Maulkorb tragen,
- in die Ohren schauen / Ohren reinigen / Ohrmittel ins Ohr spritzen,
- Manipulationen im Augenbereich,
- Temperatur messen,
- Spritze geben,
- mit der Zeckenzange herumhantieren oder
- Rasieren (gerade für geräuschempfindliche Hunde!).
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Kinntarget: Zingara stützt ihren Kopf in meiner Hand ab und ist "parkiert",
so dass andere an ihr herumwerkeln können (bei uns anstatt Freeze). |
Sobald man sich 100%ig sicher ist, dass der Hund die Wörter gut kennt, sollte das Verhalten generalisiert werden. Am Schluss soll der Hund es ja in der Tierarztpraxis zeigen (was kaum funktionieren wird, wenn man ausschliesslich im Wohnzimmer geübt hat). So besteht vielleicht die Möglichkeit, auf einem Campingtisch ("Praxistisch") zu trainieren. Oder ein Bekannter führt die "Untersuchung" durch. Auch hier ist der Fantasie keine Grenzen gesetzt. Von Vorteil ist es, wenn man von Anfang an auf einer bestimmten Decke trainiert, die dann auch mit in die Praxis kommt.
Es gäbe noch so viel mehr dazu zu sagen. Ich hoffe, ich konnte es trotzdem in aller Kürze verständlich rüberbringen.
In diesem Sinne: Happy Training! Auf das unsere Tiere in Zukunft schwierige Situationen entspannt meistern können!